Halal Media Solution – Susann Uckan

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Der Unterschied zwischen Religion, Kultur und Ego

Mir fällt es immer wieder auf, dass in Gesprächen mit Nichtmuslimen ein Missverständnis herrscht im Bezug auf die kulturellen oder egobezogenen „Fehltritte“ (Sünden, schlechte Taten etc.) von Muslimen und den klaren Regeln im Islam (Rechtssprechung, Gebote und Verbote).

Es wird oft davon gesprochen, dass es typisch muslimische Handlungen sind, die das Bild des Islams in ein schlechtes Licht rücken. Dabei wird es der Religion zugeschrieben und nicht der Person, die eine schlechte Tat begeht – so, als ob es im Islam eine Regelung für diese bestimmte schlechte Tat gibt und jeder Muslim dazu berechtigt wäre.

Durch die Medienberichterstattung – die immer nur die schlagzeilentauglichen schlechten Ereignisse benutzen, um Geld zu verdienen – wird eine künstlich aufgebauschte Zahl an Straftaten erzeugt, die den Anschein erweckt, dass diese hauptsächlich von Muslimen – vorzugsweise in Kombination mit Migranten oder Flüchtlingen – vollzogen werden.

Untersuchungen zeigen, dass diese selektive Berichterstattung dazu beiträgt, dass die Häufigkeit und der Anteil schwerer Gewaltdelikte sowie die damit verbundenen Gefahren von der Bevölkerung massiv überschätzt werden. (5) Auch die öffentliche Wahrnehmung der Kriminalitätsentwicklung ist zum Teil durch extreme Fehleinschätzungen gekennzeichnet.
(6) Speziell im Hinblick auf die Kriminalitätsbeteiligung von Ausländern gehen viele Menschen von einem (deutlichen) Anstieg aus, der sich in den Kriminalstatistiken nicht wiederfindet.(7)

https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Gutachten_Kriminalitaet_Migration_Walburg.pdf

Weiter wird in diesem Report erfasst, dass Gewalttäter unabhängig von Ethnie oder Religion dort vermehrt auftreten, wo ein sozial kritischer Lebensbereich herrscht:

Erhöhte Gewaltrisiken sind gerade nicht auf eine spezielle ethnische oder religiöse Gruppe beschränkt. Vielmehr scheinen die erhöhten Gewalttäteranteile mit den Lebenslagen zusammenzuhängen, die typischerweise mit Migration verbunden sind.

Also: Selbst ein deutscher Nichtreligiöser würde im Ghetto zu Straftaten neigen!

Hat also nichts damit zu tun, dass jemand Muslim ist oder aus einem Land kommt, wo es mehr Muslime gibt – Es ist der Mensch selbst, der durch seine Lebenserfahrung und Prägung im sozialen (!!!) Bereich in die kriminelle Richtung abtriften kann. Sozialer Bereich, das ist die finanzielle Lage, die Wohnsituation, der Freundeskreis oder die Familie (schlechter Freundeskreis oder vernachlässigende Familie = asoziales Verhalten), das sind die alltäglichen Erlebnisse mit Menschen – wie sie einen behandeln (mit oder ohne Vorurteile, freundlich oder herablassend etc.).

Genauer wird das im Report so geschrieben:

Nach der These des inneren Kulturkonfliktes ist Delinquenz eine gängige Begleiterscheinung des Eingliederungsprozesses von Migrantenjugendlichen. Gemeint ist damit heute weniger die überkommene essentialistische Vorstellung einer unüberwindlichen Gegensätzlichkeit verschiedener statischer und homogener Kulturen, die bei Migrantennachkommen zu Orientierungs- und Normlosigkeit führe. Vielmehr beziehen sich Forscher in erster Linie auf Spannungen und Identitätsprobleme, die sich aus der zunehmenden Hinwendung zur Aufnahmegesellschaft und dabei erlebten Ausgrenzungen ergeben. Man geht davon aus, dass dieser sogenannte Akkulturationsstress zur Übernahme negativer Selbstbilder und damit zusammenhängenden abweichenden Normen führen kann.(61) Für Migrantennachkommen verlieren demnach tradierte Normen und Identitätsangebote ihren Sinn, während es ihnen jedoch schwer falle, sich der Aufnahmegesellschaft zugehörig zu fühlen. Zugleich erlebten sie eine größere Distanz zu ihren Eltern, wodurch deren Autorität und damit die elterliche Kontrolle geschwächt sei.(62) Kriminologisch soll Letzteres insofern von Bedeutung sein, als dass es zu einer vermehrten Hinwendung zu delinquenten Peergruppen führen kann, bei denen delinquentes Verhalten und entsprechende Normen erlernt würden.

Unabhängig wieder von Ethnie oder Religion, ist die Psyche des Menschen durch Belastungen (Identitätskrise) eine potenzielle Schwachstelle – die durch die (mentale) „sperrige“ Integrationsbereitschaft der (deutschen) Gesellschaft zusätzlich negativ bearbeitet wird – die eine Häufung von kriminellen Delikten hervorrufen kann.

Nur kurz zum besseren Verständnis, was den Begriff „Integrationsbereitschaft“ betrifft:
Nicht etwas/jemand integriert sich, sondern etwas/jemand wird integriert = so funktioniert gelungene Integration! Der Erfolg einer gelungenen Integration hängt also von denen ab, die „Fremdes“ hinzuholen/hineinlassen (siehe hier detaillierter: wikipedia – „Integration von Zuwanderern“).

Desweiteren wurde in einer Langzeitstudie mit Schülern aus Duisburg herausgefunden:


Religiöse Bindungen wirkten sich bei männlichen wie weiblichen türkischstämmigen
Jugendlichen vor allem über ein weniger riskantes Freizeitverhalten (deutlich seltenerer
Intensivkonsum von Alkohol) delinquenzmindernd aus…

Man könnte also sagen, dass ein Mensch, der seinen Glauben (in dem Fall Islam) intensiver auslebt und sich mehr an die Regeln hält, weniger in kriminelle Kreise gerät und somit auch weniger Straftaten begeht. Das weist auch darauf hin, dass die Gebote und Verbote im Islam kein kriminelles Verhalten fördern bzw. dazu aufrufen. Dafür müsste man sich aber als Außenstehender schon intensiver mit diesen Geboten und Verboten beschäftigen bzw. seine Logik einschalten, denn:

Seit mehreren Jahrzehnten wohnen mehrere Millionen (ca. 4,5 Millionen) der Muslime in Deutschland friedlich und sozial angepasst neben Nichtmuslimen. Wenn es tatsächlich vom Islam durch Regeln vorgesehen ist, dass man sich als Muslim so mies benimmt, wie es einige Nichtmuslime als typisch islamisch deklarieren, dann wäre es definitiv nicht mehr so friedlich in Deutschland, wie jetzt! Man würde jeden Tag extrem viele auffällige Ereignisse haben, weil 5 Prozent mehr der Bevölkerung sich dann ständig daneben benehmen würden.

Einige deutsche Studien kommen aber auch bei muslimischen Jugendlichen zu dem
Ergebnis, dass eine stärkere Religiosität mit einer geringeren Häufigkeit von Gewaltdelikten
zusammenhängt.(73) Grundsätzlich wird der delinquenzreduzierende Einfluss der Religiosität in
erster Linie darauf zurückgeführt, dass damit stärkere soziale Bindungen und Kontrollen
einhergehen.

Aha, „…stärkere soziale Bindungen und Kontrollen.“ Der Islam hat sehr viele Prinzipien, die drauf ausgerichtet sind, dass man das Recht des anderen nicht verletzt, dass das Leben schützenswert ist, dass – egal ob Mann oder Frau – jeder gerecht behandelt werden muss (selbst ein Sklave), dass Geduld mehr belohnt wird, dass man einander hilft und sich zum Wohle der Gemeinde hingibt, dass man niemanden ausgrenzt – nur weil jemand nicht so ist, wie man selbst (denn es könnte ja sein, dass sein Weg auch irgendwann bei Allah als Muslim enden könnte), dass …

An alle Nichtmuslime: lasst euch doch nicht ständig von Medien oder antimuslimischer Prophaganta beeinflussen. Wenn ihr euch eine Meinung darüber bilden wollt, dann müsst ihr euch mit der Materie – für längere Zeit und mit Hilfe unterschiedlicher Quellen – befassen. Nehmt dabei ruhig auch mal unterschiedliche Perspektiven ein und es ist tatsächlich hilfreich, die ganzen Vorurteile vorher aus dem Kopf zu verbannen, denn Vorurteile töten unsere Gesellschaft.

Die Schlussfolgerungen von Dr. Christian Walburg – der diese Dissertation 2014 geschrieben hatte und als Akademischer Rat a.Z. am Institut für Kriminalwissenschaften, Abteilung Kriminologie der Universität Münster tätig ist – sind am Ende noch einmal kurz aufgeführt. Seine Lösung des Problems lautet:

Neben dem Abbau von Erfahrungen struktureller Desintegration geht es jedoch auch in einem umfassenderen Sinne um die Verringerung von Spannungen der Identitätsentwicklung. Bedeutsam für die Herausbildung eines positiven Selbstbildes ist auch ein Gefühl des Dazugehörens, und dies nicht nur in Schule und Beruf, sondern in der Gesellschaft insgesamt. Dies setzt eine größere gesellschaftliche Anerkennung von Einwanderernachkommen mit ihren häufig „multiplen“ oder auch „hybriden“, also MehrfachIdentitäten voraus, zum Beispiel als „muslimische Deutsche“ oder auch „Deutsche mit polnischen Wurzeln“. (84) Ethnisierende öffentliche Diskurse, die soziale Probleme wie
Kriminalität auf vermeintliche unabänderliche „kulturelle Andersartigkeiten“ zurückführen, helfen dagegen eher nicht weiter.(85)

https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Gutachten_Kriminalitaet_Migration_Walburg.pdf

Was sind denn nun die Unterschiede zwischen Religion, Kultur und Ego

  1. Religion besteht aus Geboten und Verboten, die bei genauer Betrachtung, jegliche Straftaten als Sünde bezeichnen und somit keine dieser Taten fördern. Religion ist unabhängig vom Ego und seiner Straftaten.
  2. Kultur entsteht orts- und zeitabhängig. Traditionelle Handlungen sind generationsübergreifend, aber unabhängig vom Individium. Das bedeutet, dass nicht jeder Mensch aus dem gleichen Ort und der gleichen Zeit traditionelle Handlungen durchführt. Kultur ist ein menschliches Konstrukt und unterliegt keinen religiösen Geboten und Verboten.
  3. Das Ego ist maßgeblich an Entscheidungen beteiligt, dabei ist es oft emotionsgesteuert und neigt dazu, eigene Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen – selbst wenn es den Menschen selbst oder Andere schaden kann. Das Ego ist abhängig von Religion oder Kultur, das bedeutet, es kann dadurch geprägt werden. Da Punkt 1 darauf hindeutet, dass Straftaten nicht erlaubt sind, wird das Ego dahingehend positiv geprägt. Da Kultur nicht immer religiösen Geboten und Verboten folgt, kann das Ego mit negativen Handlungen geprägt werden (muss aber nicht, denn jeder Mensch hat ein unterschiedlich ausgeprägtes Ego und somit sind Pauschalisierungen absolut unangebracht).

Es hat viel mit dem sozialen Umfeld zu tun und wie Menschen miteinander umgehen. Kinder und Jugendliche werden in eine Gesellschaft gebracht, die als Vorbilder versagen und es immer noch nicht schaffen Vorurteile abzubauen, ungerechte Behandlungen durchführen und kein vernünftiges Bildungssystem hinbekommen. Es gibt viele liebe Menschen da draußen, die sich dafür einsetzen und bemühen. Mein Respekt geht an sie. Leider werden ihre Bemühungen regelmäßig von Medien und Propaganda-Honks im SocialMedia Bereich zunichte gemacht – sie spalten, statt zu vereinen – sie lügen, statt Klarheit zu schaffen – sie benutzen, um mehr Ansehen oder Geld zu verdienen.

Wenn euch wirklich was an eurer Gesellschaft liegt, dann erkennt die wahren Feinde und löst die echten Probleme!

Susann Uçkan

3 Antworten zu „Der Unterschied zwischen Religion, Kultur und Ego”.

  1. Avatar von freudenderaelteren

    Sehr wahr, sehr gut beobachtet: nur: da passiert überall dort, wo sich Minderheiten einfügen sollen. Und diese Minderheiten können Muslime, Christen, Juden oder was immer es gibt sein!

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    1. Avatar von Susann Uckan

      Ja, das stimmt. Um so mehr wird es Zeit daran zu appellieren, dass Straftaten oder Fehlverhalten immer im Kontext zu der Gesellschaft stehen, in dem die Minderheit eingefügt werden sollte.

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