Halal Media Solution – Susann Uckan

Barrierefreiheit bei Newslettern ist äußerst wichtig und wird in naher Zukunft sogar gesetzlich verpflichtend. Ab dem 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheits-Stärkungs-Gesetz (BFSG) in Kraft, das auf der EU-Richtlinie European Accessibility Act (EAA) basiert.

Dies verpflichtet Unternehmen, ihre digitale Kommunikation, einschließlich Newsletter und automatisierter E-Mail-Kampagnen, barrierefrei zu gestalten.

Die Frage ist natürlich nun:

Welche rechtlichen Konsequenzen drohen bei nicht-barrierefreien Newslettern?

Hier die wahrscheinlich relevantesten:

1. Bußgelder: Die zuständigen Marktüberwachungsbehörden können Bußgelder von bis zu 100.000 Euro verhängen
2. Abmahnungen: Verstöße gegen das BFSG können als Wettbewerbsverstöße gewertet werden, was zu kostspieligen Abmahnungen führen kann
3. Anordnung zur Einstellung: Die Behörden können die Einstellung der Dienstleistung anordnen, wenn die Barrierefreiheitsanforderungen nicht erfüllt werden
4. Zivilrechtliche Ansprüche: Verbraucher und Mitbewerber können Schadensersatzforderungen geltend machen

Welche technischen Anforderungen müssen barrierefreie Newslettern erfüllen?

Struktur und Layout

• Klare Gliederung und logischer Aufbau mit aussagekräftigen Überschriften und sinnvollen Absätzen
• Übersichtliches Layout mit eindeutiger Navigationshierarchie
• HTML-Version validiert und mit korrekter HTML-Semantik
• Screenreader-kompatible Struktur

Schrift und Formatierung

• Serifenlose Schriftarten in ausreichender Größe (mindestens 15px)
• Klare Kontraste zwischen Text und Hintergrund (Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1)
• Zeilenabstand von etwa 150%
• Informationen nicht ausschließlich durch Farben vermittelt

Multimedia-Elemente

• Aussagekräftige Alternativtexte für Bilder und Grafiken
• Untertitel oder Transkripte für Videos
• Transkripte für Audioinhalte
• Keine automatisch abspielenden Medien

Interaktive Elemente

• Buttons und Links mindestens 44×44 Pixel groß
• Sprechende Linktexte statt „hier klicken“
• Ausreichender Kontrast bei Buttons (3:1)
• Links zusätzlich unterstrichen
• Tastaturnavigation möglich

Technische Umsetzung

• HTML-Version und Text-Version vorhanden
• Korrekte Auszeichnung der Sprache
• Barrierefreie Templates verwendet
• Auf verschiedenen Geräten getestet
• Mit Screenreader getestet

Zusätzliche Anforderungen

• Unsichtbare reCAPTCHAs statt herkömmlicher CAPTCHAs
• Externe Links gekennzeichnet
• Dateiformat bei Downloads angegeben

Die Umsetzung dieser Anforderungen stellt besondere Ansprüche an E-Mail-Marketing-Systeme. Viele professionelle Marketing-Automation-Systeme bieten bereits spezielle Templates und Funktionen zur Erstellung barrierefreier Newsletter

Welche kostenlosen Tools sind am besten für die automatisierte Prüfung der Barrierefreiheit geeignet?

1. axe DevTools: Diese Browser-Erweiterung von Deque Systems wird sowohl von Google als auch Microsoft für ihre Barrierefreiheitsprüfungen verwendet. Sie bietet schnelle und effektive Tests für Websites und mobile Anwendungen
2. WAVE: Entwickelt von WebAIM, einer gemeinnützigen Organisation mit langjähriger Erfahrung im Bereich Barrierefreiheit. WAVE ist als Browser-Erweiterung für Firefox, Edge und Chrome verfügbar und kann viele WCAG-Verstöße aufspüren
3. Lighthouse: Diese Chrome-Erweiterung von Google prüft verschiedene Website-Parameter, einschließlich Barrierefreiheit. Sie bewertet ARIA-Attribute, barrierefreie Navigation und den Code für Audio- und Videoelemente
4. AChecker: Ein intuitives Tool, das die Eingabe von URLs, Design-Dateien oder HTML-Code ermöglicht und Feedback zur Barrierefreiheit gibt
5. Pa11y: Eine Sammlung von Open-Source-Tools, die besonders für Entwickler nützlich sind. Die kostenlose Desktop-App Koa11y nutzt Pa11y zur Identifizierung von Problemen auf Webseiten

Diese Tools bieten eine gute Grundlage für automatisierte Barrierefreiheitstests, sollten aber idealerweise mit manuellen Tests kombiniert werden, um eine umfassende Prüfung zu gewährleisten.