Halal Media Solution – Susann Uckan

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Amina – Kapitel 2: „Vielleicht liegt's am Algorithmus…?"

Drei Tage waren seit Aminas ehrlichem Post vergangen. Drei Tage, in denen sie obsessiv ihre Statistiken checkte und nach Zeichen suchte, dass sich etwas verändert hatte.

Der Post hatte 23 Likes bekommen – fast doppelt so viele wie sonst. Aber das Beste waren die Kommentare gewesen. Echte Kommentare.
„Danke für die Ehrlichkeit!“
„Ich fühle mich genauso!“
„Endlich mal was Authentisches!“

Zum ersten Mal seit Monaten hatte sie echte Gespräche geführt. Menschen hatten auf ihre Stories geantwortet. Eine Frau namens Lisa hatte sogar eine längere DM geschickt: „Dein Post hat mich so berührt. Ich kämpfe auch damit, meine echte Stimme zu finden.“

Amina hätte sich darüber freuen sollen. Aber stattdessen nagte eine andere Sorge an ihr: Was, wenn das nur ein Zufall war? Was, wenn der nächste Post wieder untergeht?

Sie saß vor ihrem Laptop und starrte auf ein YouTube-Video mit dem Titel „Instagram Algorithmus 2025: Die geheimen Tricks der Profis“.

Der Typ im Video – ein selbsternannter „Social Media Guru“ mit perfekt gestylten Haaren – erklärte mit ernster Miene die neuesten „Algorithm Hacks“.

„Die ersten 30 Minuten sind entscheidend“, sagte er und deutete auf eine komplizierte Grafik. „Wenn ihr nicht sofort Engagement bekommt, zeigt Instagram euren Content niemandem mehr. Deshalb müsst ihr eure Community aktivieren. Schreibt euren Freunden, dass sie sofort liken und kommentieren sollen, wenn ihr postet.“

Amina runzelte die Stirn. Das fühlte sich manipulativ an. Aber was, wenn er recht hatte? Was, wenn ihr ehrlicher Post nur deshalb funktioniert hatte, weil der Algorithmus gute Laune hatte?

Sie scrollte durch die Kommentare unter dem Video. Hunderte von Verzweifelten, die alle dasselbe Problem hatten:
„Meine Reichweite ist eingebrochen!“
„Niemand sieht meine Posts!“
„Der Algorithmus hasst mich!“

Ein neuer Kommentar erschien: „Ich poste zur optimalen Zeit, nutze 30 Hashtags, mache alles wie in den Tutorials, aber es passiert nichts. Was mache ich falsch?“

Amina kannte dieses Gefühl. Sie hatte Monate damit verbracht, jeden „Algorithmus-Hack“ auszuprobieren. Posting-Zeiten zu optimieren, Hashtag-Tools zu kaufen, Stories mit Umfragen und Quiz-Stickern zu füllen.

Das Ergebnis? Ihre Reichweite war konstant niedrig geblieben.

Ihr Handy summte. Eine Nachricht von ihrer Freundin Jasmin: „Hey, hast du Lust auf Kaffee? Ich muss dir von meinem neuen Projekt erzählen!“

Jasmin war Interior Designerin und baute gerade ihr eigenes Studio auf. Amina traf sie eine Stunde später in ihrem Lieblingscafé. Jasmin strahlte über das ganze Gesicht.

„Du siehst glücklich aus“, bemerkte Amina, während sie sich setzte.

„Bin ich auch! Weißt du, ich habe diese Woche drei neue Kunden bekommen. Und rate mal, woher?“

„Instagram?“

Jasmin lachte. „Nein! Durch Empfehlungen. Frau Peters von der Blumenstraße hat ihren Nachbarn von meiner Arbeit erzählt. Die haben ihren Freunden davon erzählt. Und so weiter.“

„Aber wie sollen dich denn neue Leute finden, wenn du nicht in den sozialen Medien aktiv bist?“

„Wer sagt denn, dass ich nicht aktiv bin?“ Jasmin zeigte ihr ihr Instagram-Profil. 1.200 Follower. Nicht viel nach den Standards der Influencer-Welt. Aber die Kommentare unter ihren Posts waren lang und persönlich. Menschen schrieben ganze Paragrafen über ihre Einrichtungsträume.

„Siehst du“, erklärte Jasmin, „ich poste nicht jeden Tag. Manchmal vergehe ich eine Woche ohne Post. Aber wenn ich poste, dann zeige ich echte Projekte. Erzähle echte Geschichten. Über die Familie, deren Wohnzimmer ich verwandelt habe. Über die Herausforderungen bei der Renovierung. Über das Glück in ihren Augen, als alles fertig war.“

Amina scrollte durch Jasmins Feed. Keine generischen Motivationssprüche. Keine Lifestyle-Fotos vor weißen Wänden. Stattdessen: Vorher-Nachher-Bilder mit detaillierten Erklärungen. Videos vom Renovierungsprozess. Ehrliche Posts über Rückschläge und Lernmomente.

„Aber bekommst du denn Reichweite? Werden deine Posts oft gezeigt?“

„Keine Ahnung“, sagte Jasmin und zuckte mit den Schultern. „Ich schaue nie auf die Statistiken. Ich schaue nur darauf, ob Menschen mit mir in Kontakt treten. Ob sie Fragen stellen. Ob sie meine Arbeit weiterempfehlen.“

Amina starrte sie an. „Du schaust nie auf die Statistiken?“

„Wozu? Die sagen mir doch nicht, ob ich gut bin in dem, was ich tue. Wenn jemand mein Wohnzimmer-Design so toll findet, dass er es seinem besten Freund zeigt – das ist doch viel wertvoller als hundert Likes von Fremden, oder?“

Auf dem Heimweg dachte Amina über das Gespräch nach. Jasmin hatte etwas, was sie verloren hatte: Klarheit über ihren Zweck. Sie postete nicht, um dem Algorithmus zu gefallen. Sie postete, um ihre Arbeit zu zeigen und Menschen zu helfen, die Unterstützung bei der Einrichtung brauchten.

Zu Hause öffnete Amina wieder ihre Instagram-Analytics. Die Zahlen starrten sie vorwurfsvoll an: Reichweite, Impressionen, Engagement-Rate. Lauter Metriken, die ihr sagten, wie oft ihre Inhalte gesehen worden waren, aber nicht, ob sie jemandem geholfen hatten.

Sie dachte an die DM von Lisa zurück. Die Frau, die geschrieben hatte, dass Aminas ehrlicher Post sie berührt hatte. Hatte Lisa den Post geliked? Amina suchte durch die Liste – nein, Lisa hatte nicht geliked. Aber sie hatte sich getraut, eine persönliche Nachricht zu schreiben. Sie hatte eine Verbindung gespürt.

Was war wertvoller? Zehn Likes von Fremden oder eine echte Nachricht von jemandem, der sich verstanden fühlte?

Amina schloss die Analytics-App und öffnete stattdessen ihre DMs. Da waren sie: die echten Gespräche. Menschen, die auf ihre ehrlichen Posts reagiert hatten. Die Fragen stellten. Die ihre eigenen Erfahrungen teilten.

Das hatte nichts mit dem Algorithmus zu tun. Das hatte mit Menschlichkeit zu tun.

Sie öffnete ein neues Story-Template und begann zu tippen: „Frage an euch: Was ist euch wichtiger: viele Likes oder echte Gespräche? Ich merke gerade, dass ich zu lange auf die falschen Zahlen geschaut habe…“


Was Aminas Algorithmus-Obsession uns lehrt:

Der Algorithmus ist zur großen Ausrede geworden. Wenn Content nicht funktioniert, liegt es am mysteriösen, unberechenbaren Algorithmus-Monster. Aber das ist bequem, weil es uns davon abhält, die wirklichen Fragen zu stellen.

Die Wahrheit über Algorithmen: Sie verstärken nur, was bereits da ist.

Guter, relevanter Content wird gefunden.
Austauschbarer Content wird ignoriert, egal zu welcher Zeit er gepostet wird.

Die falschen Metriken:

  • Reichweite ohne Relevanz ist wertlos

  • Likes ohne Gespräche sind oberflächlich

  • Follower ohne Interesse sind nur Zahlen

  • Impressionen ohne Impact sind verschwendete Zeit

Die richtigen Metriken:

  • Wie viele Menschen nehmen Kontakt auf?

  • Wie viele echte Gespräche entstehen?

  • Wie oft wird der Content geteilt oder weiterempfohlen?

  • Wie viele Menschen werden zu Kunden oder Partnern?

Der Fokus-Shift: Statt zu fragen
„Wie schlage ich den Algorithmus?“, frage
„Wie helfe ich Menschen?“
Der Algorithmus belohnt Content, der Menschen zum Verweilen, Interagieren und Wiederkommen bringt. Das passiert nur bei echtem Mehrwert.

Jasmins Erfolgsgeheimnis: Sie optimiert für Menschen, nicht für Maschinen. Ihre „niedrige“ Follower-Zahl generiert mehr Geschäft als manche Profile mit 50.000 Followern, weil ihre Community echt ist.

Die befreiende Erkenntnis: Du musst den Algorithmus nicht verstehen. Du musst nur deine Menschen verstehen.


Wird Amina lernen, für Menschen statt für Algorithmen zu posten? Und wie findet sie heraus, was ihre Zielgruppe wirklich sehen will? Das erfahrt ihr in Kapitel 3: „Was will meine Zielgruppe eigentlich sehen?“

(Link folgt)

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Hier geht es weiter zum 3. Kapitel:

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