Halal Media Solution – Susann Uckan

Trotz aller Bemühungen um Markenaufbau und Content-Marketing bleibt die Reichweite gering, die Zielgruppe reagiert nicht und die Marke verschwindet in der Masse der Konkurrenz. Oberflächlich betrachtet scheint die Lösung einfach: Mehr Content produzieren, mehr Werbung schalten, auf mehr Kanälen präsent sein. Doch oft liegt das eigentliche Problem viel tiefer.

Hier kommt die 5-Why-Methode ins Spiel, ein mächtiges Werkzeug aus dem Lean Management, das ursprünglich von Toyota entwickelt wurde. Diese Methode hilft dabei, die Ursache-Wirkungs-Kette zu durchbrechen und zur Grundursache eines Problems vorzudringen.

Was ist die 5-Why-Methode?

Die 5-Why-Methode ist eine systematische Fragetechnik, bei der du fünfmal hintereinander „Warum?“ fragst, um von einem offensichtlichen Problem zu dessen Grundursache zu gelangen. Der Name „5-Why“ ist dabei nicht wörtlich zu nehmen, manchmal sind nur drei Warum-Fragen nötig, manchmal sechs oder sieben. Das Ziel ist es, so lange zu fragen, bis du die fundamentale Ursache identifiziert hast.

Die 5-Why-Methode in der Praxis: Ein Branding-Beispiel

Nehmen wir ein typisches Szenario aus dem Markenaufbau. Ein mittelständisches Unternehmen investiert seit Monaten in Social Media Marketing, Content Creation und Influencer-Kooperationen, aber die Reichweite und das Engagement bleiben enttäuschend niedrig.

Problem: „Unsere Marke hat eine geringe Reichweite trotz intensiver Marketing-Bemühungen“

1. Warum hat unsere Marke eine geringe Reichweite?
Antwort: Weil unser Content nicht genug Interaktionen und Shares bekommt.

Viele würden hier aufhören und denken: „Wir brauchen besseren Content.“ Aber wir fragen weiter.

2. Warum bekommt unser Content nicht genug Interaktionen?
Antwort: Weil unser Content bei der Zielgruppe nicht ankommt und sie sich nicht damit identifizieren kann.

Jetzt wird es interessanter. Das Problem ist nicht nur die Qualität, sondern die Relevanz.

3. Warum kann sich unsere Zielgruppe nicht mit unserem Content identifizieren?
Antwort: Weil wir nicht wirklich verstehen, was unsere Zielgruppe beschäftigt und was sie wirklich braucht.

Aha! Hier zeigt sich ein tieferliegendes Problem mit der Zielgruppenanalyse.

4. Warum verstehen wir nicht, was unsere Zielgruppe wirklich braucht?
Antwort: Weil wir nie systematisch mit unseren Kunden gesprochen haben und unsere Buyer Personas auf Annahmen basieren, nicht auf echten Daten.

Jetzt kommen wir zur Sache. Das Problem liegt in der mangelnden Kundenforschung.

5. Warum haben wir nie systematisch mit unseren Kunden gesprochen?
Antwort: Weil wir dachten, wir kennen unsere Kunden bereits gut genug und haben die Zeit und Ressourcen lieber in die Content-Produktion investiert.

Die Erkenntnis: Von der Symptom-Behandlung zur Ursachen-Behebung

Ohne die 5-Why-Methode hätte das Unternehmen wahrscheinlich weiterhin Symptome behandelt:

• Mehr Content produziert
• Andere Social Media Kanäle ausprobiert
• Teurere Influencer engagiert
• Häufiger gepostet

Die wahre Ursache lag jedoch in der fehlenden Kundenforschung. Die Lösung ist daher nicht mehr Content, sondern:

1. Systematische Kundenbefragungen durchführen
2. Echte Buyer Personas auf Basis von Daten entwickeln
3. Regelmäßige Touchpoints mit der Zielgruppe etablieren
4. Content-Strategie basierend auf echten Kundenbedürfnissen neu ausrichten

Weitere typische Branding-Probleme und ihre 5-Why-Analyse

Problem: „Unsere Marke wird nicht als Premium wahrgenommen“

1. Warum wird unsere Marke nicht als Premium wahrgenommen?
   → Weil unsere Preise zu niedrig sind im Vergleich zur Konkurrenz
2. Warum sind unsere Preise zu niedrig?
   → Weil wir Angst haben, dass niemand höhere Preise zahlt
3. Warum haben wir Angst vor höheren Preisen?
   → Weil wir den einzigartigen Wert unseres Produkts nicht klar kommunizieren können
4. Warum können wir unseren einzigartigen Wert nicht kommunizieren?
   → Weil wir selbst nicht klar definiert haben, was uns wirklich von der Konkurrenz unterscheidet
5. Warum haben wir unsere Unique Value Proposition nicht klar definiert?
   → Weil wir uns nie die Zeit genommen haben, eine strategische Markenpositionierung zu entwickeln

Anwendung der 5-Why-Methode: Best Practices

1. Das richtige Team zusammenstellen

Führe die Analyse nicht alleine durch. Beziehe verschiedene Abteilungen ein – Marketing, Vertrieb, Kundenservice und Geschäftsführung. Jeder bringt unterschiedliche Perspektiven mit.

2. Fakten sammeln, nicht spekulieren

Jede Antwort sollte auf Daten oder konkreten Beobachtungen basieren, nicht auf Vermutungen. Wenn du keine Daten hast, ist das bereits ein wichtiger Erkenntnisgewinn.

3. Emotionen außen vor lassen

Die Methode kann unbequeme Wahrheiten zutage fördern. Bleibe sachlich und vermeide Schuldzuweisungen.

4. Flexibel bleiben

Manchmal führt ein „Warum“ zu mehreren möglichen Antworten. Verfolge jeden Pfad separat.

5. Dokumentieren Sie den Prozess

Halte jede Frage und Antwort schriftlich fest. Das wird später bei der Lösungsentwicklung helfen.

Von der Analyse zur Lösung

Die 5-Why-Methode ist nur der erste Schritt. Nach der Ursachenanalyse folgt die Lösungsentwicklung:

Kurzfristige Maßnahmen (Quick Wins)

Behebe die oberflächlichen Probleme, um sofortige Verbesserungen zu erzielen.

Mittelfristige Strategien

Entwickle Maßnahmen, die die tieferliegenden Ursachen angehen.

Langfristige Systemveränderungen

Implementiere Prozesse und Strukturen, die verhindern, dass ähnliche Probleme wieder auftreten.

Warum die 5-Why-Methode im Markenaufbau so wertvoll ist

Markenaufbau ist komplex und vielschichtig. Oberflächliche Lösungen führen oft zu Ressourcenverschwendung und Frustration. Die 5-Why-Methode hilft dabei:

• Ressourcen effizienter einzusetzen durch Fokus auf die wahren Probleme
• Nachhaltige Lösungen zu entwickeln statt nur Symptome zu behandeln
• Klarheit über die Markenherausforderungen zu gewinnen
• Datengetriebene Entscheidungen zu treffen statt auf Bauchgefühl zu vertrauen

Frage Dich zum Erfolg

Die 5-Why-Methode ist ein einfaches, aber mächtiges Werkzeug für jeden, der im Markenaufbau tätig ist. Sie zwingt uns dazu, über die offensichtlichen Probleme hinauszuschauen und die fundamentalen Ursachen zu identifizieren.

Beim nächsten Mal, wenn du vor einem Branding-Problem stehst, nimm dir die Zeit für eine systematische 5-Why-Analyse. Die Erkenntnisse werden dich überraschen und deine Lösungen werden nachhaltiger und effektiver sein.

Denn am Ende geht es nicht darum, mehr zu tun, sondern das Richtige zu tun. Und das findest du heraus, indem du die richtigen Fragen stellst.

Möchtest du, dass ich mit dir solche Fragen durchgehe? Dann lass uns einfach mal darüber reden und schauen, wie wir gemeinsam dich wieder auf Kurs bringen: