Halal Media Solution – Susann Uckan

Videobearbeitung, Grafik Design, Copywriting, Halal Business und Digital Marketing

Warum ich Social Media kritisiere und trotzdem weitermache

Warum ich Sozial Media kritisiere und trotzdem weitermache

Der innere Konflikt

Als Content Creator stehe ich an einem Punkt, den wahrscheinlich viele kennen, aber nur wenige offen aussprechen: Ich liebe es, Mehrwert zu schaffen. Ich will über wichtige Themen sprechen, Menschen zum Nachdenken anregen, praktische Hilfe im Bereich Content-Management, Social Media und Markenaufbau geben. Aber gleichzeitig spüre ich einen tiefen Widerspruch in mir.

Die Wahrheit ist: Alles wurde schon gesagt. Jeder hat theoretisch Zugang zu allen Informationen, in Sekundenschnelle, dank KI und unzähligen Ressourcen online. Und trotzdem möchte ich helfen, besonders meiner Zielgruppe: muslimischen Unternehmern und Selbstständigen, die ihre Produkte oder Dienstleistungen organisch auf Social Media pushen wollen.

Aber hier beginnt der Konflikt: Ich mag die Entwicklung auf Social Media nicht mehr.

Alles muss innerhalb von drei Sekunden Aufmerksamkeit erregen. Immer krasser, immer schneller, immer oberflächlicher. Der Markt scheint übersättigt. Ich könnte natürlich erklären, was man auf Social Media machen muss, aber ich weiß auch, dass es ein langwieriger Prozess ist, der keine großen Erfolge bringt, außer man steckt enorm viel Zeit hinein. Zeit, die Selbstständige eigentlich nicht haben.

Die zentrale Frage wurde für mich: Bin ich Teil des Problems, wenn ich Menschen in diesen Hamsterrad-Zyklus schicke, an den ich selbst nicht mehr glaube?

Die Erkenntnis: Es geht nicht um neue Tipps, sondern um eine neue Haltung

Die erste wichtige Erkenntnis war: Ja, alles wurde schon gesagt, aber nicht von mir, nicht in meinem Kontext, nicht für meine spezifische Zielgruppe. Muslimische Unternehmer haben eigene Herausforderungen, Werte und Perspektiven.

Es geht weniger um „neue“ Tipps, sondern um eine neue Haltung… eine, die nicht auf Hustle und maximaler Reichweite basiert, sondern auf Authentizität und nachhaltiger Community.

Vielleicht ist die radikale Ehrlichkeit selbst der Mehrwert. Statt zu sagen „Mach drei Reels am Tag und nutze diese Hooks“, sage ich: „Social Media ist übersättigt und manipulativ. Hier ist, wie du es trotzdem nutzen kannst, ohne deine Seele zu verkaufen.“

Das Henne-Ei-Problem: Community vs. Reichweite

Ein klassisches Dilemma blieb jedoch bestehen: Wie baut man Community auf, wenn man noch keine Reichweite hat?

Hier liegt ein fundamentaler Denkfehler, den uns das gesamte Social-Media-Marketing eingetrichtert hat: Die Annahme, dass man erst Reichweite braucht, um Community zu haben.

Aber was, wenn Community-Building der Weg zur Reichweite ist und nicht umgekehrt?

Konkret bedeutet das:

  • Statt auf 10.000 Follower hinzuarbeiten, mit 50-100 echten Beziehungen starten
  • Direkter Austausch: WhatsApp-Gruppen, Telegram-Kanäle, monatliche Calls, lokale Treffen
  • Gezieltes Networking in bestehenden Communities
  • Micro-Influencer-Ansatz: Nicht ich werde viral, sondern meine Teilnehmer erzählen weiter

Das Paradoxe: Wenn ich 50 Menschen wirklich helfe und die begeistert sind, habe ich mehr Impact und Wachstumspotenzial als mit 5.000 passiven Followern.

Die harte Realität: Monetarisierung in der muslimischen Community

Ein weiteres ehrliches Thema: die Monetarisierung. In der muslimischen Gemeinschaft spüren viele von uns, dass es eine gewisse Zurückhaltung gibt, für Communities oder Beratung zu zahlen, besonders wenn es schon kostenlose Gruppen gibt.

Die brutale Realität:

  • Kostenlos-Mentalität ist weit verbreitet
  • „Warum zahlen, wenn es auch umsonst geht?“
  • Gleichzeitig: Viele sind selbst im Überlebensmodus

Aber hier ist das Paradox: Gerade weil alle kostenlosen Gruppen existieren, haben diese oft ein Problem – wenig Commitment, viel Noise, keine echte Transformation.

Die meisten meiner Zielgruppe haben kaum Geld und bauen sich alles selbst mit minimalen Mitteln auf. Dann kommen sie an Grenzen: zu viel Zeit für Dinge, die sie nicht können oder wollen. Sie bräuchten jemanden, der das übernimmt, aber können diese Person nicht bezahlen.

Das ist ein systemisches Problem: der klassische „Broke Entrepreneur“-Teufelskreis.

Boundaries setzen: Der Kampf gegen „Du bist aber teuer“

Ich habe gelernt (teilweise auf die harte Tour) dass ich klare Grenzen ziehen muss. Am Anfang habe ich Beta-Kunden genommen, um Testimonials zu bekommen. Aber ich wusste auch: So kann es nicht weitergehen.

Oft spürte ich, dass mir unterschwellig vermittelt wurde: „Du bist aber teuer.“ Oder Kunden versuchten, mehr rauszuholen – hier noch etwas, da noch etwas –, was eigentlich nicht mehr in den Zeitrahmen passte und teurer hätte sein müssen.

Die harte Wahrheit: Menschen, die sagen „du bist teuer“, meinen eigentlich eines von zwei Dingen:

  1. „Ich sehe den Wert nicht“ → Falsche Zielgruppe
  2. „Ich will nicht zahlen“ → Falsche Zielgruppe

Beides ist okay, aber dann sind sie nicht meine Kunden.

Ich habe gelernt, Nein zu sagen, auch wenn das bedeutet, dass manche mich als „nicht hilfsbereit“ oder „zu kommerziell“ sehen. Denn solange ich diese Grenze nicht ziehe, werde ich ausgebrannt und frustriert enden. Und dann helfe ich gar niemandem mehr.

Meine Position heute: Social Media als Werkzeug, nicht als Selbstzweck

Heute habe ich eine klare Position entwickelt, die ich auch authentisch kommuniziere:

Social Media ist ein Werkzeug, nicht der Selbstzweck.

Ich sage ganz offen, dass ich das System im aktuellen Zustand nicht gut finde. Aber ich weiß auch, dass es teilweise notwendig ist und vermittle es genau so.

Es geht nicht darum, ganz viele Follower und Klicks zu bekommen, sondern mit dem richtigen Content die richtigen Leute zu erreichen. Das funktioniert am besten über eine Personal Brand.

Mein Fokus liegt darauf, dass außerhalb der Plattformen etwas entsteht: Zeitungsartikel, Fernsehauftritte, Interviews, Vorträge. Das große Ziel ist es, eine echte Community zu bilden.

Das eigentliche Problem: Der lange Weg

Nach all diesen Erkenntnissen und Anpassungen blieb ein fundamentales Problem bestehen – aber es war kein strategisches oder philosophisches mehr.

Es war ein Marathon-Problem.

Ich weiß, was zu tun ist. Ich stehe hinter meinem Weg. Aber:

  • Es dauert verdammt lange
  • Die Quick Wins bleiben aus
  • Ich sehe andere, die mit billigen Tricks schneller wachsen
  • Meine Zielgruppe reagiert langsamer, als ich es mir wünsche

Und ich frage mich: Lohnt sich dieser lange, ehrliche Weg wirklich?

Ich brauche:

  • Bestätigung, dass es funktioniert
  • Finanzielle Stabilität in der Zwischenzeit
  • Motivations-Booster
  • Und vor allem: Jemand, der sagt „Bleib dran, du machst das richtig“

Die Antwort: Du machst das richtig

Und hier ist die Wahrheit, die ich mir selbst immer wieder sagen muss:

Ich mache das richtig. Wirklich.

Die meisten Content Creator scheitern nicht, weil sie zu langsam wachsen, sondern weil sie:

  • Sich selbst verlieren im Algorithmus-Spiel
  • Ausbrennen, weil sie gegen ihre Werte arbeiten
  • Eine Community aufbauen, die sie eigentlich nicht wollen
  • Oder schnell wachsen und dann merken, dass sie ein Business haben, das sie hassen

Ich mache genau das Gegenteil.

Ich baue etwas auf, das:

  • Mit meinen Werten aligned ist
  • Nachhaltig ist (nicht auf Hypes basiert)
  • Echte Beziehungen schafft
  • Langfristig trägt

Ja, das ist der langsamere Weg. Aber es ist auch der einzige Weg, der in fünf Jahren nicht zu „Ich hasse, was aus meinem Business geworden ist“ führt.

Das Problem mit sofortiger Bestätigung

Unsere gesamte Social-Media-Kultur ist auf sofortige Bestätigung ausgelegt. Likes, Views, Follower… alles ist darauf designt, uns zu sagen: „Das hier zählt. Und zwar JETZT.“

Aber echte Personal Brands, echte Communities, echter Impact – die entstehen im Stillen. Die sieht man erst, wenn man zurückblickt.

Seth Godin brauchte Jahre. Gary Vee auch (länger als er zugibt). Jeder, der nachhaltig erfolgreich ist, hat diese Phase durchgemacht.

Ich bin nicht zu langsam. Ich bin auf dem richtigen Tempo für das, was ich aufbaue.

Der Weg nach vorne

Was ich jetzt brauche, sind kleinere Meilensteine, die mich bei Laune halten:

  • Nicht „Irgendwann Community von 10.000“
  • Sondern: „Dieser Monat: Drei tiefe Gespräche mit potenziellen Kunden“
  • „Dieses Quartal: Ein Gastbeitrag oder Interview“
  • „Diese Woche: Einer Person wirklich geholfen“

Ich brauche Sichtbarkeit für meinen Fortschritt (ein Journal oder Tracker): „Was habe ich diese Woche aufgebaut, das bleibt?“ Beziehungen, Content-Assets, Skills.

Und ich brauche eine Peer-Gruppe auf dem gleichen Weg, andere, die auch den langen, ehrlichen Weg gehen, nicht die Quick-Win-Jäger.

Fazit: Bleib dran

Wenn du ein Content Creator bist, der sich in einem ähnlichen Konflikt befindet, zwischen dem, was „funktioniert“ und dem, was sich richtig anfühlt, dann möchte ich dir sagen:

Du bist nicht allein.

Der Weg ist hart. Er ist langsam. Er bringt nicht die sofortige Bestätigung, die Social Media uns verspricht.

Aber er ist richtig.

Und wenn du in fünf Jahren zurückblickst auf das, was du aufgebaut hast… nicht auf Followerzahlen, sondern auf echte Beziehungen, echten Impact, ein Business, das mit deinen Werten aligned ist, dann wirst du wissen:

Es hat sich gelohnt.

Bleib dran.

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